Ausserkörpererfahrung:
Meine Nahtoderfahrung liegt nun schon Jahre zurück. Dennoch ist sie präsent wie sonst kein anderes Ereignis in meinem Leben, noch stärker als die Geburt unserer Kinder. Bei einer Herzkatheteruntersuchung mit Ballondilatation „verließ“ mein Ich-Bewusstsein völlig unerwartet meinen Körper und „schwebte“ halbhoch im Operationssaal. Wie einen lästigen Mantel hatte ich den „alten“ Körper abgelegt. Dieses Bild hat sich mir wie ein Siegel eingebrannt. Dann trat ein Gefühl der Leichtigkeit, des Schwebens auf. Anfängliche Verwirrung und Fragen wichen einem Gefühl der Ruhe, des tiefen Friedens, ja des Glücks. Ich gewann die felsenfeste Überzeugung, dass ich weiterlebe und den Eindruck, dass sich alle Fragen, Probleme, Widersprüche einfach auflösen werden. Dieses Ablegen des "alten" Körpers war wie eine Befreiung. Es war ein "Frei-Werden", eine Entgrenzung, eine Überschreitung, Ausweitung und Öffnung, eine Umwandlung auch in geistiger Hinsicht. Stunden später eröffnete mir der Arzt so ganz nebenbei, dass es bei diesem Eingriff Komplikationen gegeben habe.
Dies ist nur eine sehr geraffte Darstellung meiner eigenen Erfahrung. Ich will daher noch auf einige Details eingehen. Bei dem Eingriff war ich zunächst voll bei Bewusstsein, verfolgte das Geschehen am Monitor und konnte mich mit dem medizinischen Personal, das den Eingriff durchführte, austauschen. Allerdings war mein Gesichtsfeld durch ein grünes Tuch, das in Höhe meines Brustkorbes aufgespannt war, sehr eingeschränkt.
Während des Eingriffs verspürte ich mich also plötzlich außerhalb meines Körpers. Ich schwebte halbhoch im Operationssaal. Wie in einer Beobachterrolle verfolgte ich, was mit meinen Körper dort unten passierte. Das war zunächst sehr irritierend, da ich nicht wusste, was dies alles bedeutete. Dann dieses Gefühl der Ruhe, des Friedens, ja des Glücks. Ich verspürte kein Bedürfnis, in meinen Körper zurückzukehren. Dennoch geschah dies wiederum sehr unerwartet, aber mit dem Gefühl einer großen Kraftanstrengung und ich nahm die Realität wieder so wahr, als wäre nichts geschehen. Mein Körper und mein Bewusstsein waren wiederum eins.
Kurze Zeit später dann erneut große Müdigkeit. Wiederum der Gedanke, dass irgendetwas beim Eingriff schief läuft. Wesentlich intensiver jetzt der Gedanke an Tod, an die Familie, von der ich nicht Abschied genommen hatte, bzw. Abschied nehmen konnte. Was soll nun werden? Und in diesen Gedanken hinein wiederum der Ausstieg aus meinem Körper.
Dieses Ablegen des „alten“, irdischen Körpers war ungeheuer befreiend. Dennoch war ich nicht körperlos, es war ein anderer Körper, ein „geistiger Körper“, die Schwere des irdischen Körpers hatte ich zurückgelassen. Zunächst auch in diesem Zustand große Verwirrung: Die Gedanken schossen mir so durch den „Kopf“. Aber es war nicht der physische Kopf, der sich mit meinem Körper ja noch auf dem Operationstisch befand. „Bist du schon tot? Stirbst Du gerade oder was ist dies für ein Zustand?“ „Wenn dieser Zustand einfach so verschwindet, ist das dann der Tod?“ Dieser Zweifel wich dann aber der festen Überzeugung, dass ich weiterlebe, in welcher Form auch immer. Ich nahm dies fast erstaunt zur Kenntnis. Es gab kurze Augenblicke des Gefühls, dass sich alle Probleme, Fragen, Gegensätze einfach auflösen, dass ich einfach alles verstehen werde.
Es gab aber auch fast „lustige“ Momente: plötzlich wurde mein Schweben unstabil und es bestand die Gefahr, einfach durch die Wand zu entschwinden. Ich war regelrecht neugierig, was noch alles passieren würde. In diesem Zustand wurde meine Aufmerksamkeit auf ein Detail eines medizinischen Gerätes, eine Art Typenschild, gerichtet, das sich mir einprägte. Warum dies so interessant war, vermag ich nicht zu sagen.
Die Rückkehr in den eigenen Körper war diesmal mit einer noch größeren Kraftanstrengung verbunden als das erste Mal. Ich nahm dann wiederum wahr, wie ein Druckverband angelegt wurde. Unmittelbar danach war der Eingriff beendet. Stunden später dann der Besuch des Arztes. „Übrigens, beim Eingriff gab es Komplikationen, es trat zweimaliges Herzkammerflimmern auf.“ Damit schloss er seine Ausführungen. Ich erinnerte ich mich jetzt wiederum bewusst an dieses Erlebnis. Ich schilderte dem Arzt dies kurz, nannte ihm auch Einzelheiten des Schildes an dem Gerät, dass ich in diesem Zustand gesehen hatte. Ich wollte nur eine kurze Erklärung, vielleicht: „Ja, wir kennen dieses Phänomen, es ist medizinisch so und so zu erklären.“ Der Arzt reagierte aber nicht darauf. Später ließ er mir jedoch durch eine Schwester bestätigen, dass meine Beobachtung richtig gewesen sei. Die Schwester bestätigte mir wiederum, dass es unmöglich für den Patienten sei, dieses Schild zu sehen. Dabei blieb es. Leider ist eine Dokumentation in den Krankenakten unterblieben.