Die Engel hatten keine Zeit für Mara
Alois Serwaty
Vor wenigen Jahren erhielt ich den Anruf einer Mutter. Sie schilderte mir in beeindruckender und überzeugender Weise das Erlebnis ihrer dreijährigen Tochter, die bei einem Badeunfall fast ertrunken wäre.
Die Mutter ist ausgebildete Krankenschwester, der Familienvater und Ehemann ist Arzt in einer Klinik am Niederrhein. Die Familie besuchte ein Schwimmbad. Mit dabei war das jüngste Kind, die dreijährige Mara. Plötzlich verlor die Familie Mara für einige Minuten aus den Augen. Ein Badegast zog das leblos im Schwimmbecken treibende Kind aus dem Wasser. Mara gewann das Bewusstsein zurück, als sie einen „Kuss“ spürt; es waren die Wiederbelebungsmaßnahmen des Vaters, der als Arzt seine Tochter wieder ins bewusste Leben zurückholte. Gott sei Dank ohne bleibende Schäden. Wenige Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus öffnete sich das Mädchen beim gemeinsamen Puzzle-Spiel unerwartet seinen Eltern: „Mama, warum hatten die Engel im Himmel keine Zeit für mich?“ und auf die erstaunte Rückfrage der Mutter, antwortete Mara: „Als ich im Himmel war, haben die Engel zu mir gesagt, Mara, was machst Du denn hier, wir haben noch gar keine Zeit für dich, geh’ wieder zurück….“ Und sie fährt fort: „Da ich nicht wusste, wie ich zurückkommen sollte, hat der liebe Gott mich an die Hand genommen und hat mich zu euch gebracht, habt ihr Den nicht gesehen?“ Und auf die Frage der Mutter, ob der liebe Gott denn etwas gesagt habe, antwortete Mara: „Zu mir nicht, aber zu Euch: ‚Hier habt ihr eure Mara wieder.’ Habt Ihr das denn nicht gehört?“
Ist dies nur eine traurig-schöne, sentimentale Geschichte ohne jeglichen Realitätsbezug, der lebhaften Phantasie eines Kleinkindes entsprungen oder gar ein Lügengespinst? War es womöglich nur eine Halluzination, das Produkt gestresster Neuronenverbände ausgelöst durch die Unterversorgung mit Sauerstoff während des Ertrinkens? Als Hintergrundinformation sollten sie wissen: die Familie ist gemischt konfessionell. Religiöses Leben findet im Wesentlichen nur an den kirchlichen oder familiären Feiertagen statt. Es ist also nicht jeden Tag vom „lieben Gott“ oder von Engeln die Rede.